Kostenlos in Sennestadt Bus fahren
Die Bewohnerinnen und Bewohner von rund 720 BGW- und Freie-Scholle-Wohnungen in Sennestadt dürfen sich freuen: Ihre Vermieter bieten ihnen ab dem 1. Januar testweise für zwei Jahre ein für sie kostenloses Mieterticket an, mit dem sie ohne zu bezahlen die Busse im Stadtbezirk Sennestadt nutzen können.
Die Wohnungsgesellschaften werden in den nächsten Tagen ihre Mieter in Sennestadt anschreiben und jeder Wohnung ein Sennestadtticket – so der Name des Gratisfahrscheins – zusenden. Gedacht ist das Angebot für alle über 18jährigen Bewohnerinnen und Bewohner. Es ist personengebunden. Wer mehrere Tickets benötigt, weil er mit anderen Erwachsenen zusammen lebt, kann diese über seinen Vermieter bekommen. BGW und Freie Scholle kümmern sich um die Verteilung der Tickets. Die BGW hat rund 400, die Freie Scholle 320 Wohnungen in der Sennestadt. Insgesamt könnten voraussichtlich circa 1.200 Personen von dem Angebot profitieren.
Den Mietern, die nicht nur im Wohnumfeld, sondern in ganz Bielefeld mobil sein möchten, macht moBiel noch ein zusätzliches attraktives Angebot: Alle Inhaber des Sennestadttickets können ein Upgrade für ganz Bielefeld bekommen. Dies ist nicht umsonst, aber günstiger als die regulären Tickets des Westfalentarifs: Das personengebundene Bielefeld-Abo kostet im Monat 29,45 Euro (statt 58,90 Euro), das ebenfalls personengebundene 9-Uhr-Abo 19,45 Euro (statt 46,50 Euro). Allerdings sind diese Tickets an den Inhaber des Sennestadttickets gebunden und damit nicht, wie viele andere Abo-Tickets auf andere Nutzer übertragbar.
Die Wohnungsgesellschaften zahlen an moBiel pro Monat fünf Euro je Wohnung, egal wie viele Tickets angefordert werden. Dies ist für das Verkehrsunternehmen aufgrund einer Mischkalkulation ähnlich wie bei Semester- oder Kombitickets wirtschaftlich sinnvoll. Man geht von einer theoretischen Nutzerzahl aus, für die bezahlt wird – unabhängig davon, wie stark das Angebot im Versuchszeitraum wirklich genutzt wird.
Auf zwei Jahre befristet
Die Wohnungsgesellschaften, moBiel, aber auch die Sennestadt GmbH, die das Vorhaben des ersten Bielefelder Stadtteiltickets intensiv begleitet, möchten mit dem Sennestadtticket, das zunächst bis Ende 2020 befristet ist, erkunden, ob sich durch ein solches niedrigschwelliges Angebot das Mobilitätsverhalten erwachsener Fahrgäste hin zum Nahverkehr bzw. zu umweltfreundlichen Verkehrsmitteln verändern lässt. Deshalb wird es begleitende Befragungen der Scholle- und BGW-Mieter geben.
Das Vorhaben ist Teil des noch bis Dezember 2020 laufenden und vom Land NRW geförderten MobiliSta-Projekts, das vom Dortmunder Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) und der Fachhochschule Bielefeld wissenschaftlich begleitet wird. Zu sehen ist es auch im Zusammenhang mit dem Beschluss des Bielefelder Stadtrats, Sennestadt zu einem Klimaquartier als Laborraum für innovative Technologien und Verfahren zum Klimaschutz auszubauen.