Bielefeld-Preis 2018 geht an Nightline
Auszeichnung für die studentische Telefonseelsorge
Etwa 60 Anrufe gehen monatlich unter der Telefonnummer 106-3048 ein. Es ist die Rufnummer von Nightline e.V. Seit dem Jahr 2012 besteht diese Telefonseelsorge von Studierenden für Studierende aller Bielefelder Hochschulen. Ob bei Leistungsdruck oder Prüfungsstress, Alltagsproblemen oder Liebeskummer: Die Anrufer finden hier bei allen Sorgen und Nöten ein offenes Ohr: sonntags bis donnerstags von 21 Uhr bis Mitternacht, anonym, aber immer auf Augenhöhe. 75 Studierende engagieren sich ehrenamtlich durchschnittlich zehn Stunden pro Monat bei Nightline. Für ihren freiwilligen Einsatz für ihre Kommilitonen wurden sie mit dem Bielefeld-Preis 2018 ausgezeichnet. „Sie leisten eine wertvolle Arbeit, bei der es keinen Spaßfaktor gibt. Und betrachtet man die steigende Suizidrate bei Studierenden, so kann man Nightline mit Fug und Recht als ein lebensrettendes Projekt bezeichnen“, begründete Laudator Alexander Ihde bei der Preisverleihung am Mittwoch (13. Juni) die Entscheidung der Jury.
Bereits zum neunten Mal haben die BGW und Radio Bielefeld den Bielefeld-Preis vergeben. Unter dem Motto „#jungundengagiert“ wurden jetzt junge Bielefelder ausgezeichnet, die sich in dieser Stadt gesellschaftlich, sozial oder politisch engagieren, sich einsetzen und Verantwortung übernehmen. 104 Vorschläge bzw. Eigenbewerbungen sehr unterschiedlicher Einzel- und Gruppeninitiativen sind eingegangen, aus denen eine Vorjury unter der Leitung von Prof. Dr. Silke Springensguth (Fachhochschule des Mittelstands) eine Vorauswahl von zehn Projekten getroffen hat. Die Entscheidung fiel schließlich in einer zehnköpfigen prominent besetzten Jury.
Der Bielefeld-Preis ist mit insgesamt 12.000 Euro dotiert; davon entfielen 7.500 Euro auf den Gewinner, den studentischen Verein Nightline. Den mit 2.500 Euro dotierten 2. Platz belegte das Patenprojekt des Deutschen Kinderschutzbundes. Rund 40 junge Leute ab 15 Jahren treffen sich an zwei bis vier Nachmittagen im Monat mit ihren „Patenkindern“ zu gemeinsamen Unternehmungen wie Ausflügen, Besuchen in der Stadtbibliothek oder Spielerunden. In dieser Zeit gehört den Kindern, die aus Flüchtlings- und Migrantenfamilien ebenso wie aus kinderreichen deutschen Familien stammen bzw. bei einem alleinerziehenden Elternteil leben, die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Paten. Das Projekt besteht bereits seit zehn Jahren.
Auf den 3. Platz (1.000 Euro) kam der Verein hoch2 e.V., der es sich zum Ziel gesetzt hat, Streetart als Teil der lokalen Kunstszene zu etablieren, zwischen der Stadt und der teilweise illegal agierenden Graffitiszene zu vermitteln und legale, öffentliche Malflächen in Bielefeld zu schaffen. Nach der ersten Aktion „800hoch2“ anlässlich des 800-jährigen Stadtjubiläums im Jahr 2014 wird der Verein vom 17. bis 19. August erneut ein großes Streetart-Festival veranstalten, das auf dem Kesselbrink stattfindet.
Über den mit ebenfalls 1.000 Euro dotierten Hörerpreis konnten die Hörerinnen und Hörer von Radio Bielefeld abstimmen. Er ging an die Jugendfeuerwehr Bielefeld, der rund 175 Mitglieder im Alter zwischen zehn und 17 Jahren angehören.